Schülerinnen der Elbtalgrundschule Bad Wilsnack heben ihren Wanderpokal stolz in die Höhe. Foto: Dirk Becker.
Erstmalig ein Preis für die stärkste Beteiligung bei der 21. Moormeile – Rekord mit 328 Teilnehmern.
Ein Betrag von Dirk Becker in def MAZ vom 18.10.2021.
Hell durchschnitt der Klang einer Kettensäge am späten Freitagabend die Stille des Waldes bei Bad Wilsnack. Bei einem letzten Rundgang hatten die Organisatoren der Moormeile entdeckt, dass ein Baum umgefallen war und sich quer über die Laufstrecke des 12,4 Kilometer langen Rundwegs gelegt hatte. „Wir haben dann eine Säge besorgt und haben das Teil aus dem Weg geräumt“, sagt Stephan Michelis vom Orga-Team. Eine Kleinigkeit für die Macher der Moormeile, die am Samstag zum 21. Mal an der Karthanehalle gestartet wurde. Und so standen sie am Morgen im Fünf-Minuten-Takt an der Startlinie, vier Reihen für die 12,4, die 7,8, die drei und den einen Kilometer – insgesamt 328 Läuferinnen und Läufer sowie Walker – Rekordbeteiligung – machten sich auf den Weg zu schnellen Zeiten, oder einfach nur, um das Ziel wieder zu erreichen. Als Belohnung warteten nämlich auf jeden eine Medaille, die Moormeilenbecher und für die Zackigsten unter den Läufern und Läuferinnen ein Pokal.
Bad Wilsnacks Bürgermeister Dieter Spielmann moderierte den gesamten Wettbewerb gewohnt humoristisch. Auch er hatte im Vorfeld so einige behördliche Hürden auf dem Weg zum reibungslosen Rekordlauf beiseite räumen müssen. „Die Polizei wollte hier die Straße sperren, weil wir keine 30 km/h-Schilder aufgestellt hatten.“
Auf dem langen Kanten lieferten sich von Beginn an zwei Männer einen Kampf um die schnellste Zeit über die nun freien Wege. Der spätere Sieger Niklas Schöning von Stahl Hennigsdorf (44:18 Minuten) und Lokalmatador Stephan Krakow von der SG Enthe (46:36), der als Zweiter die Ziellinie überquerte und dabei Zähne knirschend zugeben musste, dass seine Form an diesem Tag nicht für einen Sieg reichte, der Konkurrenz für das kommende Jahr allerdings schon den Kampf ansagte: „Ich werde dafür sorgen, dass der Pokal in der Prignitz bleibt.“
Krakow, der seinen Konkurrenten auf die schnellste Zeit bis zu diesem Tag nicht kannte, war nach zwei Kilometern noch nah dran, „aber da merkte ich schon, dass er eine 3:30er-Pace läuft (3:30 Minuten pro Kilometer; Anm.d.Red.). Da kam ich nicht mehr mit“, so Krakow, der die Moormeile immer als seinen Saisonabschluss sieht. „Hier ist immer gute Stimmung und man trifft immer nette Leute.“ Die Strecke sei wie immer gut vorbereitet gewesen, so Krakow, die er immer wieder gerne läuft, auch, weil sich an den Steigungen häufig die „Spreu vom Weizen“ trennt. „Da können einige aus dem Mittelfeld noch wegziehen. Die einen hassen das, die anderen lieben es.“ Dass sein Konkurrent Nikals Schöning so schnell war, habe ihn allerdings motiviert, schneller zu sein als er sich fühlte. „Er hat einen gut bei mir.“
Überhaupt war gute Laune bei allen Beteiligten an diesem zwar grauen, aber nicht zu kühlen Morgen in Bad Wilsnack vorherrschend. Allen voran bei den Organisatoren um Rolf Schädlich: „Organisation, Strecke, alles wurde gelobt. Ein riesen Dankeschön an unsere vielen Sponsoren, Unterstützer und Helfer. Ohne sie hätten wir nicht von Jahr zu Jahr mehr Zuspruch. Und ein neuer Teilnehmerrekord ist es auch geworden. Wir waren auch erstmals Teil des Brandenburg-Cups, der coronabedingt sehr wenig Läufe hatte. Da wollen wir auf jeden Fall im nächsten Jahr dabei sein und das noch stärker bewerben.“
Bürgermeister Dieter Spielmann war bei der Siegerehrung gespannt, wer den von ihm gestifteten Wanderpokal gewinnen würde. Ein Pokal, der für die Schule mit der größten Beteiligung gedacht ist. Und sehr zur Freude von 34 Kindern, die mitgelaufen waren, konnte die Elbtal-Grundschule aus Bad Wilsnack den Pokal erstmals in Empfang nehmen.
Nachgefragt bei Sabrina Jaap
Sie haben bei den Frauen die Ziellinie in einer Zeit von 58:26 Minuten über die 12,4 Kilometer überquert. Glückwunsch zum Sieg. Sind Sie das erste Mal hier?
Sabrina Jaap: Ich war schon lange nicht mehr hier. Ich bin aus Perleberg und war in der Gegend aus privaten Gründen, ich hatte gar nicht damit gerechnet, hier zu laufen, und auch nicht zu gewinnen. So einen großen Pokal habe ich noch nie gewonnen. Da wird sich mein Papa freuen.
Bei einer solchen Zeit liegt es nahe zu fragen, ob Sie öfter lange Strecken laufen?
Ich habe dieses Jahr schon den London-Marathon absolviert, in einer Zeit von 3:35 Stunden. Und zuletzt war ich in Bremen für die 25 Kilometer. Mein Ziel ist es allerdings, die Big Six zu laufen. Sechs Marathon-Wettbewerbe, neben London noch Boston, Chicago, New York, Berlin und Tokio. Für Boston und Chicago habe ich mich schon qualifiziert.
Was machen Sie beruflich, um so viel reisen zu können?
Ich habe eine Firma namens Tenetrio. Wir stellen Hundenahrung aus Mehlwürmern her.
Starten Sie bei Ihren Wettbewerben immer privat?
Nein, ich bin beim SCC Berlin und komme eigentlich vom Triathlon.
Von Dirk Becker